Barbara ist Anfang dreißig und leitet als Wissenschaftlerin eine Abteilung mit 15 Mitarbeitern in einer namhaften deutschen Forschungsinstitution. Barbara bekam ihre Abteilung in Nachfolge eines aus Altersgründen in den Ruhestand getretenen Wissenschaftlers übertragen.
Doch das Erbe, das sie antritt, ist nicht ganz unproblematisch. Die Projekte, die ihr Vorgänger leitete, sind - in sehr unterschiedlichen Phasen der Durchführung - nicht abgeschlossen und haben nicht nur die definierte Laufzeit, sondern auch das vorhandene Budget überschritten. Zudem erwartet die übergeordnete Leitungsebene, dass Barbara eigene Projekte einbringt, Forschungsgelder akquiriert und alle Projekte erfolgreich zu Ende bringt. Also hatte Barbara gleich bei Übernahme der neuen Abteilung nicht nur ein eigenes Projekt anzustoßen, sondern auch lange liegen gebliebene „Altlasten“ zu beheben.
Zudem setzt sich die Arbeitsgruppe, der sie vorsteht, aus sehr unterschiedlichen Charakteren zusammen: Altgediente und langjährig beschäftigte Doktoren, wissenschaftliche Quereinsteiger, noch berufsunerfahrene Universitätsabsolventen, Praktikanten von außereuropäischen Hochschulen sowie Spezialisten aus Teilgebieten ihrer Arbeitsprojekte. So heterogen das Team auch sein mag, eines haben alle Mitarbeiter gemeinsam: Sie sind allesamt männlich.
Barbara legt großen Wert auf ein harmonisches Arbeitsklima. Doch kommt es zwischen ihren Mitarbeitern in den verschiedenen Arbeitsgruppen immer wieder zu Konflikten um die „Ressource Barbara“. „Aber ohne mein Team geht es aber nicht!“, sagt Barbara. Sie hat zwar nicht das Gefühl, mit den ihr übertragenden Aufgaben überfordert zu sein. Aber irgendwie klappt nicht alles so, wie sie es gerne hätte. Sie möchte sich und Ihre Mitarbeiter zufrieden sehen. Dies ist ihr Ziel, worum sie sich deshalb mit einem pferdegestützten Coaching bemüht.
Als Barbara die Reithalle betritt, ist ihr zukünftiges Team - ein Pferd und ein Hund - bereits anwesend. Pferd und Hund warten entspannt bei den vorbereiteten Coaching-Hilfsmitteln und beobachten Barbara und ihr Tun.
Barbaras Coaching beginnt. Die Kamera läuft. Barbara erhält eine Aufgabe und legt los. Sie mustert die Reithalle und geht nach kurzem Überlegen ihre Aufgabe an. Sie geht dabei äußerst überlegt vor, gestaltet ihre eigene Aufgabe aber ungemein komplex. Allein für den Aufbau nimmt sie sich zehn Minuten Zeit und justiert immer wieder nach, bis sie schließlich gänzlich zufrieden ist.
Ihre Übung beginnt Barbara mit dem Hund. Der begrüßt sie freundlich, folgt ihr jedoch nicht in den aufgebauten Parcours. Nach mehreren Versuchen, den Hund zu überreden, ihr zu folgen, gibt Barbara auf.
Etwas geknickt wendet sie sich zaghaft dem Pferd zu, nimmt dieses am Halfter und beginnt, den Parcours mit dem Pferd zu durchlaufen. Die erste Aufgabe meistern die Beiden ohne größere Probleme. Doch je länger der Parcours wird, umso schleppender wirkt Barbaras Tun. Moonlight, so der Name des Pferdes, das sie führt, verliert sichtlich an Interesse. Barbara geht ein Stück vor dem Pferd und zieht es eher hinter ihr her, als daß sie es anleitet.
An einer blauen Plane, die Barbara ausgelegt hat, gibt es dann auch kein Weiterkommen mehr. Das Pferd weigert sich hartnäckig, die Plane zu betreten. Barbara unternimmt geduldig fünf Versuche, um Moonlight zum Gang über die Plane zu überzeugen. Aber bei jedem Anlauf lässt Barbara ihr Pferd stehen, sobald dieses zögert, lässt es los und geht ein Stück ohne Pferd weiter. Als sie bemerkt, dass das Pferd ihr nicht folgen will, kehrt sie um und versucht es erneut. Schließlich dreht sich Moonlight um und geht ans andere Ende der Halle.
Geduldig holt Barbara das Pferd zurück, führt es beim sechsten Versuch jedoch schließlich endgültig um das blaue Hindernis herum. Die weiteren Teile des Parcours durchlaufen beide ohne weitere Führungshilfe, das heisst, Barbara nimmt das Pferd weder am Halfter, noch nimmt sie sich einen Führstrick, der dafür bereit lag. Barbara verlangsamt jedoch das Tempo und versucht, auf Schulterhöhe mit dem Pferd den Parcours zu durchlaufen. Beide gelangen so mit sehr viel beiderseitiger Geduld und Mühe ins Ziel. Barbara versucht nicht länger, den Hund ins Ziel zu bringen.
Bei der später erfolgenden Hinterfragung ihrer Übung gehen Barbara im wahrsten Sinn des Wortes etliche Lichter auf. Die Komplexität ihres Parcours lässt sich vollständig in ihren beruflichen Alltag übertragen. Auch dort bearbeitet sie zumeist ausschließlich aufwendige Projekte. Das möchte sie in Zukunft nach Möglichkeit ändern. Um ihr Team bei Laune zu halten, möchte sie immer wieder auch einfachere Projekte entwickeln oder akquirieren.
Einen weiteren Aha-Effekt erlebte Barbara bei der Reflexion ihrer Führung an sich. Sie geht gerne voraus, übernimmt die Rolle einer „Leitstute“, gibt den Parcours und damit die Richtung vor, lässt ihre Mitarbeiter aber oft mit ihren Aufgaben allein - genauso, wie sie es mit dem Pferd getan hat. Vor allem in schwierigen Situationen, wie mit dem Pferd vor der blauen Plane, möchte Barbara ihre Mitarbeiter in Zukunft nicht mehr loslassen, sondern auf Augenhöhe mit ihnen zusammen die problematischen Situationen durchlaufen. Zudem wird sie ihre Teammitglieder schon viel früher in die Projekte mit einbeziehen. Jüngere Mitarbeiter, die zu Beginn verunsichert sind, wird Barbara „an den Führstrick“ nehmen und unter ihrem Beisein durch die ersten Aufgaben geleiten.
Bereits nach einigen Wochen berichtet Barbara von ersten Erfolgen im Team. Jüngere Mitarbeiter suchen eher ihren Rat und ältere Mitarbeiter bringen sich mehr und mehr ein. Darüber hinaus plant Barbara auch, an Maßnahmen zur Team-Entwicklung teilzunehmen.
Mich fasziniert immer wieder aufs Neue die Übertragbarkeit der Verhaltensweisen meiner Klienten im Coaching hinein in deren berufliche Situation. Barbara hat dank Ihrer Offenheit und ihrer im positiven Sinne selbstkritischen Art Ergebnisse erhalten, die sie in ihrer Arbeit der Mitarbeiterführung nah vorne bringen kann.
Es ist kein Fehler - auch nicht für eine Führungskraft - sich an einen Coach zu wenden, um mit dessen professioneller Unterstützung scheinbar unerreichbare Ziele schließlich doch zu erreichen. Es eröffnet sich dabei die Möglichkeit, ohne „fail and error“ nachhaltige Verbesserungen des eigenen Führungsverhaltens zu erreichen.
Bettina ist eine sportliche und attraktive junge Frau. Nach ihrem Abitur absolviert sie eine anspruchsvolle Berufsausbildung zur Logopädin. In diesem Beruf, den sie seitdem mit großer Freude ausübt, ist ihre Stimme von ausschlaggebender Bedeutung. Ihre eigene Stimme ist das wesentliche Instrument, mit dem sie anderen Menschen bei der Überwindung sprachlicher Probleme zur Seite steht. Doch Bettina hat ein Problem. Sie kann auf die volle Kraft ihrer Stimme nicht mehr vertrauen. Immer häufiger wird diese rauh, kratzig oder versagt, und das alles ist zudem mit Halsschmerzen verbunden. Verschiedene Spezialisten erkennen ein Nachlassen ihrer Stimm- und Sprechleistungen. Auch eine darauf folgende Rehabilitationsmaßnahme bringt keine Besserung. Diese physische und psychische Belastung beeinflusst zunehmend auch ihren privaten Alltag. Sie zieht sich immer öfter aus ihrem Freundeskreis zurück und spielt mit dem Gedanken, ihren Beruf zu wechseln. Da ihr Arbeitgeber von ihr als Logopädin als auch von ihrer Persönlichkeit uneingeschränkt überzeugt ist und sie als Teammitglied nicht verlieren möchte, schlägt er ihr vor, ein Coaching zu besuchen. Ein Angebot, das Bettina annimmt.
In der ersten Sitzung wird noch ohne Pferd gearbeitet. Es geht vorerst darum, das Problem im Detail zu erfassen und ein erstes Ziel zu formulieren. Bettina möchte zunächst den Umgang mit ihren beruflichen Anforderungen und den damit einhergehenden Druck betrachten. Am Ende der ersten Sitzung ist klar, dass Bettina eine sogenannte ‚High Performerin‘ ist, die - belegt durch ihren Arbeitgeber und ihre Patienten - zwar beruflich herausragend gute Leistungen erbringt, sich selber aber gänzlich anders wahrnimmt. Bettina ist in erster Linie auf ihre vermeintlichen Fehler konzentriert und kann nicht ‚abschalten‘. Dieses ‚negative‘ Denken und ihr unablässiges Grübeln über die beruflichen Anforderungen verfolgen sie bis hinein in ihr abendliches Einschlafen. Die ersten Gedanken eines neuen Tages sind auch wieder auf die beruflichen Anforderungen gerichtet. Sie fühlt sich kaum imstande, diesem beruflichen Druck erfolgreich zu begegnen. Bettina erkennt, dass sie eine Art inneren Antreiber beherbergt, der ihr unablässig „Sei perfekt!“ zuschreit und sie nötigt, ihre eigene Messlatte so hoch zu legen, dass sich das Gefühl, „… ich habe eine exzellente Leistung erbracht …“ bei ihr nicht einstellen kann.
An ihrem zweiten Termin absolviert Bettina ein pferdegestütztes Coaching. Auf der ausgewählten Reitanlage leben die Pferde artgerecht und verbringen ihre Tage in Gruppen auf den Weiden. Für das pferdegestützte Coaching wird die elfjährige Connemara-Stute Moonlight ausgewählt, die ausgesprochen ruhig, zuverlässig und ausgeglichen, aber durch ihren ausgeprägt starken Willen gelegentlich auch herausfordernd sein kann. Als Ziel für das pferdegestützte Coaching nimmt sich Bettina vor, zu erlernen mit ihren erbrachten Leistungen zufrieden sein zu können. Zunächst hat Bettina einige Zeit, sich mit Ihrem Pferd bekannt zu machen. Dann bekommt sie ihre Aufgabe.
Sie geht akribisch, überlegt und gewissenhaft vor. Immer wieder bleibt sie stehen, betrachtet ihren Parcours und überlegt, ob er bereits ihren Vorstellungen und Maßgaben entspricht. Als Bettina mit ihrem Pony, das sie an einem Strick führt, den Parcours begehen will, zögert das Pferd kurz, geht dann aber bereitwillig über alle Hindernisse mit.
Nachdem Bettina mit dem Pferd den Gang durch den Parcours abgeschlossen hat, wird der gesamte Ablauf reflektiert. Sie erkennt nur diejenigen Aspekte, die nach ihrem eigenen Dafürhalten nicht besonders gut gelaufen sind: Das Pony will ihr nicht auf Anhieb folgen und den Gang über die blaue Plane glückt auch nicht. Sie äußert, dass sie sich durch die filmende Kamera nur einen kurzen Augenblick beobachtet und verunsichert fühlte. Bettina ist mit ihrer Parcours-„Leistung“ weitgehend unzufrieden. Positive Aspekte vermag sie nicht zu erkennen.
Auf die Reflektion des Parcours folgt die Videoanalyse. Erst jetzt wird Bettina deutlich, dass das Pferd nach seinem ersten kurzen Zögern beim Start in den Parcours ruhig und konzentriert ihren Gang über die Hindernisse begleitet. Jetzt sieht sie ihre Erfolge und Stärken: Ihre hohe Konzentrationsfähigkeit, ihr zielorientiertes Arbeiten, ihre freundliche Durchsetzungsstärke, ihren Mut, einen neuen Weg zu gehen, ihren Fleiß und ihre Fähigkeit, sich durch unerwartete Ereignisse nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie hält für sich fest, dass sie von nun an ihre Wahrnehmung ändern will: Vor allem ihre Erfolge sollen in Zukunft ihre Aufmerksamkeit bekommen.
In einer weiteren Coaching-Sitzung, die ohne Pferd stattfindet, wird einige Wochen später Bettinas beruflicher Alltag detailliert unter die Lupe genommen. Bettinas Arbeitstage sind zeitlich nur schlecht planbar, da sie nicht voraussehen kann, mit welchen Problemen und Fragen ihre Klienten zu ihr kommen werden. Die fehlende Möglichkeit, sich eingehend vorbereiten zu können, macht ihr immer wieder zu schaffen. Ihr Lösungsansatz ist, dass sie ihren Klienten für die jeweils nächste Sitzung eine Hausaufgabe mitgibt. Damit erreicht sie, dass sie das nächste Treffen besser vorbereiten kann. In dieser Coaching-Sitzung wird zudem das Thema „Ruhe und Ausgeglichenheit im privaten Alltag“ erörtert. Bettina ist bestrebt, ihre Hobbies - Kochen, Wandern, Meditation, Yoga und eine abendliche Reflektion („Was ist mir heute gelungen?“) - stärker zur Geltung kommen zu lassen. Alle ihre selbst gestellten Hausaufgaben sortiert Bettina in variable zeitliche Fenster ein. Mit diesen flexiblen Zeitfenstern kann sie vermeiden, sich wieder selber und ohne Not unter Zeit- und Erfolgsdruck zu setzen.
Nach etwa drei Monaten berichtet Bettinas Arbeitgeber von positiven Veränderungen. Die Coaching-Erfolge liegen auf der Hand und sind allesamt umwerfend positiv! Bettina hat sich enorm entwickelt und ist in vieler Hinsicht nicht wiederzuerkennen. In fachlichen Gesprächen hat sie eine überzeugende argumentative Sicherheit entwickelt, ihr Äußeres hat aufgrund ihrer inneren Stabilität gewonnen und die von ihr selbst gewählte Reduzierung der Arbeitszeit hat sich auf ihre gesamte berufliche Leistungsbilanz kaum ausgewirkt. Man hofft, dass Bettina ihrem Team als geschätzte Mitarbeiterin weiterhin erhalten bleibt! Auch die Rückmeldung von Bettina an mich als ihren Coach ist erfreulich: Der in Erwägung gezogene Jobwechsel ist ein für alle Mal vom Tisch. Bettina wird weiter als Logopädin arbeiten, denn ihre Stimme hat sich deutlich verbessert. Die andauernde muskuläre Anspannung in ihrem Hals, den ihre ständige innere Unsicherheit zuvor auslöste, ist verschwunden. Es geht ihr heute beruflich wie privat viel besser. Und wenn sie gelegentlich in ihre alten Muster zurückzufällt, registriert sie das sofort und korrigiert sich erfolgreich.
Aus einer einfachen Parcours-Übung mit dem Pferd hat Bettina dank Ihrer Bereitschaft zu Selbstreflektion und Ehrlichkeit Einblicke gewonnen, wie sie auf berufliche Aufgabenstellungen wie private Situationen reagieren kann und daraus ihre Konsequenzen gezogen. Ihre eigene und die Rückmeldung ihres Arbeitsgebers zeigen mir als Coach, wie nachhaltig ein pferdegestütztes Coaching ist und welches Veränderungspotential es in sich birgt. Mich persönlich hat zum Nachdenken gebracht und erstaunt, wie unglaublich festgefahren Menschen in ihren Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern sein können.
Es ist kein Fehler - auch nicht als junger Mensch - sich an einen Coach zu wenden, um mit seiner professionellen Unterstützung Fragestellungen zu erörtern und zu sortieren. Es eröffnet sich damit die Möglichkeit, das eigene Leben erfolgreich in die richtigen Bahnen zu lenken.